c't 2023/2, Seite 116

Vor einigen Jahren berichteten Anwender von einem Problem mit der damals beliebten SATA-SSD Samsung 840: Die SSD gab Daten nur sehr langsam her, teils sank die Geschwindigkeit auf nur noch 30 MByte/s – möglich wären bis zu 550 MByte/s gewesen. Nach einigen Analysen stand fest: Es betraf nur Daten, die lange nicht gelesen wurden. Das Phänomen ist unter der Bezeichnung Read Rate Degradation bekannt geworden.

Samsung konnte es durch ein Firmware-Update egalisieren – beim Read Disturb Compensation genannten Prozess schreibt die Firmware einfach alle Daten regelmäßig neu. Beliebt ist diese Art der Datenerhaltung bei den Herstellern nicht, denn sie nutzt die Flash-Zellen ab und die Lebenserwartung der SSD sinkt.

Nun taucht die Read Rate Degradation wieder auf. Berichten zufolge rückt etwa die Corsair-SSD MP510 alte Dateien nur noch mit Datenraten weit unter 100 MByte/s heraus, möglich wären bei der PCIe-SSD mehr als 3 GByte/s. Corsair hat das Problem ebenfalls mit einem Firmware-Update gelöst, nach Angaben des Unternehmens sollten betroffene SSDs durch die Installation der Firmware ECFM 13.3 mittels der Corsair SSD Toolbox wieder schneller werden.

Auch andere SSDs sind Forenberichten zufolge betroffen, darunter Crucial P5 Plus, Western Digital Black SN850 und SN510 Blue sowie Samsung 970 Evo Plus und 980 Pro. Zum Test eignet sich das Freeware-Tool SSD Read Speed Tester (alle Downloads über ct.de/ykds). Es liest alle Daten der SSD ein und listet sie anhand des Datums des letzten Zugriffs mit der erreichten Geschwindigkeit auf – der Durchschnittswert in der Fußzeile gibt einen Hinweis, ob die eigene SSD zu den Unglücksraben gehört: SATA-SSDs sollten rund 300 bis 400 MByte/s erreichen, PCIe-SSDs je nach Generation 2 bis 6 GByte/s.

Wir würden gerne wissen, welche SSDs noch betroffen sind und ob es Gemeinsamkeiten gibt, etwa den gleichen Controller und die gleiche Firmware. Falls das Tool bei Ihnen ebenfalls zu geringe Werte auswirft, schicken Sie uns gerne eine Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) mit der Programmausgabe und schreiben Sie bitte dazu, um welche SSD es sich handelt (am besten mit einem Screenshot von Crystal DiskInfo, aus dem die Firmware-Version der SSD hervorgeht). Machen Sie sich jedoch keine Sorgen, nur weil Sie eine der erwähnten SSDs nutzen, denn schon eine neuere Firmware-Version kann das Problem bereits behoben haben.

Diese SATA-SSD von Western Digital ist zwar bereits seit einigen Jahren im Einsatz, zeigt aber noch keine Anzeichen einer Read Speed Degradition: Die mittlere Leserate beträgt knapp 450 MByte/s.

Grund für die Ausleseprobleme sind wahrscheinlich Leckagen im NAND-Flash, die beim Auslesen zu falschen Werten führen. Dadurch springt die Fehlerkorrektur der Firmware an – und wenn diese nicht in der Lage ist, die Fehler zu beseitigen, dann liest die SSD die Daten noch einmal ein. Wenn die Prüfsumme dann erneut falsch ist, wiederholt sich der Vorgang so lange, bis am Ende fehlerfreie Daten herauskommen – oder die SSD eine Fehlermeldung ausgeben muss.

Das Kopieren der Dateien an eine andere Stelle der SSD (mit anschließendem Löschen der Originale, Verschieben reicht nicht) löst das Geschwindigkeitsproblem. Wer das nicht selbst tun mag, kann sich des ebenfalls etwas älteren Tools Diskfresh bedienen.

Stand: 2023-02-05

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