In Anbetracht der kommenden Bundestagswahl und der Frage "Kann man die AFD wählen?" möchte ich hier einmal das (derzeit noch im Entwurf befindliche) Parteiprogramm der AFD und Aussagen führender Parteimitglieder kommentieren. 

Mein Fazit: Ich teile größere Teile der Aussagen des Parteiprogramms, hege aber Zweifel, ob das Parteiprogramm den wirklichenen Absichten der Partei entspricht. Solange antidemokratische Aussagen führender Parteimitglieder unwidersprochen bleiben und das Verhalten der Parteiführung im Bundestag und in den Landtagen aus meiner Sicht provokant ist und keinerlei Respekt vor anderen Meinungen zeigt, ist diese AfD für mich nicht wählbar.

Inhaltsverzeichnis

Parteiprogramm der AfD - Migration

Aussagen führender Parteimitglieder 

Migration

Umgang mit (dem Programm) der AfD 

Quellen

 Parteiprogramm der AfD - Migration

Meine Bewertung
Dublin-Rücküberstellungen ins zuständige EU-Ersteinreiseland scheitern meist an der Unwilligkeit dieser EU-Mitgliedstaaten. Siehe unten: Kapitel "Migration"
Wir werden die Förderung für 1942 die sogenannte zivile Seenotrettung im Mittelmeer
1943 sofort einstellen.
Das ist m.E. unmenschlich: Seenotrettung muss es geben, aber dann vernünftige Verteil-Verfahren und -Quoten (siehe oben).
Abschaffung des Kirchenasyls. Kündigung der Kirchenasylvereinbarung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit den Kirchen. Ich bin kein tätiger Christ, aber: Die Kirche hat (z.B. in der ehemaligen DDR) gezeigt, dass sie ein letzte Zufluchtsort für Menschen in Not sein kann. 
  • Die Integrationsfähigkeit ist durch eine strikte Begrenzung des Zugangsgeschehens wieder herzustellen.
  • Keine Integration Aufenthaltsunberechtigter um jeden Preis / Asylindustrie eingrenzen
  • Aktive Beteiligung aller Migranten an einer gelingenden Integration. Dazu gehört der angemessene Spracherwerb, mindestens auf B 2 – Niveau, in angemessener Zeit, in der Regel innerhalb von 2 Jahren, in Ausnahmefällen innerhalb von 5 Jahren.
  • Kosten für selbstverschuldet fehlgeschlagene Integrationsmaßnahmen (z.B. abgebrochene Sprachkurse) sind zurückzuerstatten.
  • Die Akzeptanz der Grundprinzipien des Gemeinschaftslebens in Deutschland, welche sich in ihrem rechtlichen Kern aus der Verfassung des Landes und seiner darauf aufbauenden Rechtsordnung ergeben.
Diesen Vorschlägen stimme ich zu.
  • Die AfD steht uneingeschränkt zur Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit nach Art. 4 Grundgesetz. Muslime, die sich integrieren und unsere Grundordnung und die Grundrechte anerkennen, sind geschätzte Mitglieder unserer Gesellschaft. Der politische Islam stellt allerdings in seiner teils gewaltbereiten Ausprägung die größte Gefahr für die christlich-abendländische Kultur in Deutschland dar.
  • Die öffentliche Forderung nach der Einrichtung eines Kalifats läuft der freiheitlich demokratischen Grundordnung diametral entgegen und ist verfassungsfeindlich; sie ist unter Strafe zu stellen.
Diese Sicht teile ich prinzipiell, halte aber die Klassifizierung "politischer Islam" für problematisch: Besser wäre m.E. hier ein Bezug auf Verstöße gegen die Rechtsordnung (Aufruf zu Straftaten, Hasspredigten etc.).

Aussagen führender Parteimitglieder (aus den letzten 10 Jahren)

Ich habe diese Aussagen so weit mir möglich verifiziert und nur nachprüfbare / vertrauenswürdige Quellen verwendet. 

Diese Aussagen sind teilweise recht alt, aber wer vor 10 Jahren so dachte ...

Rede von Ralf Stegner (SPD, MdB) im Deutschen Bundestag am 02.01.2025 (Aktuelle Stunde) YouTube - Video mit schwer ertragbaren Zitaten von AfD-Mitgliedern bzw. -Nahestehenden
Landtagsmitglied Lars Hünich: „Wenn wir morgen in einer Regierungsverantwortung sind, dann müssen wir diesen Parteienstaat abschaffen“, hatte der Brandenburger AfD-Politiker am 18. Januar 2024 bei einer Partei-Veranstaltung in Falkensee im Havelland gesagt. Die Äußerungen wurden nun durch das ZDF-Magazin „Länderspiegel“ öffentlich gemacht, das die Rede vor drei Tagen ausstrahlte (Quelle: Tagesspiegel). Wir haben in Deutschland keinen ‚Parteienstaat‘ - wie behauptet wird - , sondern eine pluralistische Demokratie mit freien, gleichen und geheimen Wahlen. Und das muss so bleiben.

Alice Weidel (Parteivorsitzender der AfD) im ARD-Sommerinterview im Spetember 2023 zumEmpfang der russischen Botschaft zum Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland :

Dem Tino Chrupalla ist sehr gelegen gewesen, an diesem Empfang teilzunehmen. Ich habe natürlich für mich entschieden – das ist eine persönliche Entscheidung gewesen –, aus politischen Gründen daran nicht teilzunehmen. Also hier die Niederlage des eigenen Landes zu befeiern mit einer ehemaligen Besatzungsmacht, das ist etwas, wo ich für mich persönlich entschieden habe – auch mit der Fluchtgeschichte meines Vaters –, daran nicht teilzunehmen.

Aus der Befreiung Deutschlands aus einer unsäglichen Diktatur eine Niederlage zu machen, zeugt m.E von einem völlig falschen Geschichtsverständnis.

Tweets von Dieter Görnert (seit Dezember 2018 zweiter Kreisvorsitzender der AfD in Nürnberg)

  • Am besten das Pack zurück nach Afrika prügeln
  • Auf der Stelle erschießen, dann wird sich das ganz schnell legen

Görnert wurde wegen dieser Tweets Mitte Dezember 2019 vom Landesschiedsgericht Bayern aus der Partei ausgeschlossen. Der Vorsitzende Matthias Vogler wies uns auf eine Pressemitteilung hin, mit der sich die AfD bereits vorher von den „Twitter Posts“ distanziert hatte. Die Äußerungen seien nicht bekannt gewesen, da sie „ohne Klarnamen“ veröffentlicht worden seien. „Wir sind froh darüber, dass das Verfahren so entschieden wurde. Personen mit solchen Gedankengut haben, unserer Meinung nach, nichts in der AfD verloren“, schrieb uns Vogler.

Meine Meinung: Gut so

Facebook-Chat von Marcel Graf (wissenschaftlicher Mitarbeiter zweier Abgeordneter der AfD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag) im Jahr 2018:

  • Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde.

  • Ich wünsche mir so sehr einen Bürgerkrieg und Millionen Tote. Frauen, Kinder. Mir egal. Es wäre so schön. Ich will auf Leichen pissen und auf Gräbern tanzen. Sieg Heil!

  • Ich würde niemanden verurteilen, der ein bewohntes Asylantenheim anzündet.

Mir sind keine Stellungnahmen der AfD zu diesen Äußerungen bekannt.

Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat eine Klage gegen die Veröffentlichung dieser Zitate abgewiesen (siehe hier).

Björn Höcke (Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag):

Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann.

YouTube-Video vom Parteitag in Magedeburg im August 2023

Meine Meinung: Die EU darf nicht sterben (kein Zurück in kleine Nationalstaaten [Bayern, Berlin, ...]), sondern muss gefördert (Stärkung gegenüber Russland, China und auch gegenüber den USA) und natürlich auch verbessert (Mehrheits-Entscheidungen, Bürokratie-Abbau, ...) werden.

Björn Höcke (Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag):

  • Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt.
Dieses Zitat stammt aus einem Artikel des Wall Street Journal vom 2. März 2017.

Petr Bystron (AfD-Bundestagsabgeordneter):

  • Solche Menschen müssen wir selbstverständlich entsorgen.
Das Zitat stammt aus seiner Abschiedsrede als Landesvorsitzender der AfD Bayern 2017.

Jörg Meuthen (ehemaliger Bundessprecher der AfD):

  • Bescheidenheit bei der Entsorgung von Personen ist unangebracht.
Dieses Zitat war einmal in einem Youtube-Video des „Flügels“ der AfD dokumentiert (inzwischen gelöscht?).

Markus Frohnmaier (Bundestagsabgeordneter der AfD und Co-Vorsitzender des AfD-Landesverbandes Baden-Württemberg):

  • Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet!

Markus Frohnmaier, Bundestagsabgeordneter der AfD, war am 28. Oktober 2015 laut Medienberichten bei einer AfD-Kundgebungin Erfurt. Dort sprach er über die Asylpolitik der Bundesregierung. Dieser Auftritt ist mit einem Video-Mitschnitt belegt, in dem auch das Zitat fällt (ab 4:27). Im Video nennt Markus Frohnmaier Zitate von Politikern der Grünen und SPD und stellt immer wieder die Frage: „Sind das Volksvertreter?“ Seine Antwort darauf: „Ich sage diesen linken Gesinnungsterroristen, diesem Parteienfilz ganz klar: Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet, dann wird wieder Politik für das Volk und nur für das Volk gemacht – denn wir sind das Volk, liebe Freunde.“

Legende: Kursivschrift: Hier handelt es sich um ein wortgenaues Zitat.

Migration

Ich habe oben vorrangig das Thema "Migration" aufgegriffen, weil es mich dieses Thema derzeit am meisten bewegt.

Ich wünsche mir eine Migrationspolitik, die:

  • berücksichtigt, dass nicht alle Notleidenden der Welt in Deutschland Zuflucht finden können. Ein "Auswahl" sollte hier nach dem Grad der Not stattfinden, den zu bestimmen sicher schwer ist, aber ein moralischer Leitgedanke ist
  • die es ermöglicht, dass willige Arbeitssuchende mit einem Arbeitsangebot einreisen und bleiben dürfen, solange sie einer nachgewiesenen Arbeit nachgehen ("Green Card")
  • die Dublin-Vereinbarung ersetzt: Diese Vereinbarung hat m.E. einen schweren Geburtsfehler: Es kann nicht sein, dass ein Land wie z.B. Italien dafür "bestraft" wird, dass es am Mittelmeer liegt. Hier müssen vernünftige Verteil-Verfahren und -Quoten vereinbart werden.

Mir ist bewusst, dass diese Thesen teilweise der Genfer Flüchtlingskonvention widersprechen, als nach diesen Thesen nicht allen Notleidenden der Welt ein Aufenthaltsrecht in Deutschland gewährt werden kann.

Ein aktueller Artikel in der Zeit 02/2025 von Susanne Schröter Schluss mit der Naivität kommt meinen Gedanken sehr nahe. Der letzte Satz diesen Artikels lautet: Wer in Deutschland arbeiten und in einer liberalen Demokratie leben möchte, dem sollten legale Migrationswege eröffnet werden. Das wäre gleichermaßen im Sinne des Humanismus und zum Wohle der einheimischen Bevölkerung

Umgang mit (dem Programm) der AfD 

Ich wünsche mir eine sachliche Diskussion mit (dem Programm) der AfD und keinen "Krawalljournalismus", wie er z.B. in dem ZDF-Interview Björn Höcke bricht ZDF-Interview ab und droht zum Tragen kommt. Damit würden wir uns auf das (teilweise) Niveau der AfD herab begeben (siehe oben).

 

Weitere Themen werden folgen: Weitere Bewertungen des Parteiprogramms, Zitate von Mitgliedern / Mitarbeitern der AfD etc.

 

Quellen

Vorläufiges Parteiprogramm der AFD

Genfer Flüchtlingskonvention

Facebook-Post des Publizisten Jürgen Todenhöfer

Hasserfüllte und menschenverachtende Zitate der AfD

AfD im Bundestag: Mehr als 100 rechtsextreme Mitarbeiter

 

Stand: 2025-01-05

 

 

Stand der Webseite: 2025-01-30

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