Aus: Der Tagesspiegel
Die sozialen Medien beschleunigen Zersetzungsprozesse (Zerstörung einer Gemeinschaft oder ihrer Ordnung) rasant – und demokratische Politiker beteiligen sich teils naiv, teils freudig daran.
Ein Beispiel: In dieser Woche gab die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann ein Interview. Über die Plattform X verbreitete sich, sie hätte den SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich wegen seiner Aussagen zum Einfrieren des Ukraine-Krieges mit dem Rechtsextremisten Björn Höcke verglichen. Das sprach sich über Mitarbeiter der Parteien rasant im Bundestag herum, verbreitete sich in Chatgruppen, wütende Reaktionen folgten. Nur hatte Strack-Zimmermann Mützenich nie mit Höcke verglichen, sondern eine Bemerkung des Fragestellers aufgegriffen. Das Interview hatten die wenigsten gehört, nur Tweets dazu gelesen – die scharfen Reaktionen bestimmten politisch den Tag.
Strack-Zimmermann wies in einem Deutschlandfunk-Interview darauf hin, dass Mützenich für seine Äußerungen Lob von Leuten wie dem AfD-Politiker Björn Höcke oder der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht bekommen habe. „Wenn Herr Mützenich von ‚Einfrieren‘ spricht und von diesen Persönlichkeiten beklatscht wird, geht er in diese Richtung - nämlich den Russen die Arbeit abnehmen“, sagte die FDP-Abgeordnete. „Er rammt die Ukraine von westlicher Seite ein.“ Dies sei „sozialdemokratische Appeasement-Politik, die uns nie weitergebracht hat.“
Weitere Details siehe T-Online Nachrichten, aber: Ich habe nirgends eine Original-Wiedergabe des Interviews gefunden (was auch einiges über unseren Jounalismus aussagt).
Stand: 2024-03-25